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TAIJIQUAN... (auch Tai Chi) ist neben Xingyiquan und Baguazhang eine der drei großen inneren Kampfkünste (Neijiaquan). Allen diesen Kampfkünsten wohnt ein kämpferischer, auf Selbstverteidigung ausgerichteter Aspekt inne, als auch ein gesundheitlicher. Wir praktizieren den Chen-Stil des Taijiquan. Er enthält im Gegensatz zum Yang-Stil neben großen langsamen Bewegungen auch explosionsartige Elemente sowie Tritte und Sprünge.
Der Legende nach entwickelte der Mönch Zhang Sanfeng im 13. Jahrhundert inspiriert von Beobachtungen kämpfender Tiere einen eigenen Kampfstil. Im 17. Jahrhundert fügte der General a. D. Chen Wangting diesen Stil, sein energetisches Wissen (Qi Gong) aus dem" Buch des gelben Kaisers" und die damaligen neuesten Kenntnisse des kriegerischen Kampfes zu einer Einheit zusammen, sodaß eine Kampf-KUNST entstand. Er ist der Begründer des Chen-Stils, auf dessen Grundlage sich alle weiteren Stile entwickelt haben.
Der Aufbau der äußeren Körperstruktur, die Kräftigung innerer Strukturen, die Verschmelzung von Geist, Körper und Bewegung sowie die Stärkung der Konzentration und Fokussierungsmöglichkeit sind Grundlagen für das Entwickeln von gezielter Kraft und damit wichtige Punkte des Trainings im Allgemeinen und zur Selbstverteidigung. Taijiquan bringt Beweglichkeit, stärkt den Geist, schult den Gleichgewichtssinn, fördert die Ausdauer, bewahrt die Körperspannkraft. Der stetige und bewußte Wechsel von Anspannung und Entspannung sorgt für mentales und körperliches Wohlbefinden und Gleichgewicht.
DAS TRAINING
ERWÄRMUNG... Jedes Trainings beginnt mit einer umfangreiche Erwärmungs- und Dehnungsphase mit speziellen Taijiquan-Techniken. Muskeln werden erwärmt, die Kniepumpe wird angeregt, Sehnen werden gedehnt, alle Gelenke werden "bearbeitet", gedehnt, geöffnet, damit die Energie im Körper ungehindert fließen kann. Ein gelockerter, vorbereiteter Körper ist Voraussetzung für ein unbeschadetes und effektives Training - für die Energiearbeit, für das Formenlaufen, die Partnerübungen. Auch für Meditationstechniken empfiehlt es sich, den Körper vorher in einen geöffneten, entspannten Zustand zu bringen. Es wird mit diesen speziellen Übungen im ersten Teil des Trainings angestrebt, die Beweglichkeit allmählich zu verbessern und bis ins hohe Alter zu erhalten. Das sind wichtige Punkte für die Selbstverteidigung als auch für ein gesundes, anspruchsvolles Leben. Auch schulen diese Übungen wesentlich das Körperbewußtsein.
ENERGIEARBEIT... Das rein Kämpferische und Qi Gong als energetisches Fundament sind wie o. g. untrennnbar miteinander verbunden. Beides geht ineinander über und ergibt gemeinsam das Taijiquan. Taijiquan-Qi Gong, die Energiearbeit, besteht aus 3 Bereichen. Der erste, allgemein heilsame, schult die eigene Körperwahrnehmung, was auch eine Voraussetzung für sichere Partnerübungen und praktische Anwendungen ist. Durch spezielle Übungen, Atemtechniken, gedankliche Fokussierung und Visualisierung lernt man, Energieverläufe im Körper wahrzunehmen und bewußt einzusetzen. Zn dieser Gruppe gehören auch das Seidenspulen (Chan Si Gong) sowie die Acht Brokate (Ba Duan Jin) . Der zweite Bereich dient dem Aufbau innerer Stärke, Kraft und Ausdauer insbesondere durch unterschiedliche Standübungen (Zhan Zhuang) . In Kopplung mit dem Kampfaspekt wird die so aufgebaute innere Energie dann im weiteren Verlauf des Lernens gezielt durch den Körper gelenkt und eingesetzt. Der dritte Bereich ist der mentale. Alle Übungen klären den Geist, befreien von Gedankenschleifen, erhöhen die Konzentationsfähigkeit und andererseits die Fähigkeit, Gedanken loszulassen. Das führt bei kontinuierlichem Training zu geistiger und körperlicher Entspanntheit und Gelassenheit, welche bei fortschreitendem Können in den Alltag hineinfließen und schließlich auch Stresssituationen besser bewältigen lassen.
Weitergehend kann man individuell über das Training hinaus daran arbeiten, durch intensives Üben und selbstständiges Befassen damit bis hin zu religiösen Erfahrungen zu gelangen. Es ist ein physisch-philosophisches Gesamtsystem mit sehr weit gesteckten Grenzen.
FORMENLAUFEN... Im Training werden klassische Hand- und Waffenformen vermittelt. Sie sind, wie kostbare Lehrbücher, eine Aneinanderreihung unterschiedlicher passiver und aktiver Verteidigungs- und Angriffstechniken. Darüber hinaus haben alle Formen, obwohl es sich um reale Kampftechniken handelt, einen hohen ästhetischen Wert.
Die Waffen sind Verlängerungen der Arme/Hände und erweitern den Kampf-Radius und das Spektrum der Kampf-Anwendungen. Sehr wertvoll für den Unterricht ist, daß sie uns Fehler in der Körperstruktur leichter erkennen lassen. Das kann man in die Handformen übertragen, sodaß sich alles gegenseitig befruchtet.
Es werden folgende HANDFORMEN gelehrt:
Laojia Yilu (1. Form alter Rahmen)
8-Kräfte-Form
Es werden folgende WAFFENFORMEN gelehrt:
23'er Säbelform (Dao)
49'er Schwertform (Jian)
13-Hände-Stab (Shisanba)
48'er Fächerform (Shan)
Kurze Speerform (Bai yuan gun)
Ballform (Qiu)
Die Blankwaffen sind stumpf und haben eine biegsame Klinge, Fächer waren früher zu Kampfzwecken aus Metall, hatten scharfgeschliffene Spitzen und waren gefährliche Waffen. Bei "Ballform" fragen sich viele, warum Kampfkunst und Ball? Die Ballform ist sehr komplex und wird mit Bällen mit einem Gewicht von bis zu 20 kg gelaufen. Das trainiert und kräftigt den gesamten Körper und bietet eine der besten Möglichkeiten, Kraft und Körperstruktur aufzubauen und zu eigenverantwortlich kontrollieren.
ANWENDUNGEN... Taijiquan ist keine Angriffskunst, die meisten Techniken sind verteidigende. Es nach Möglichkeit gar nicht erst zum Kampf kommen zu lassen - ist das oberste Gebot des Taijiquan. Körperhaltung, Ausstrahlung, ruhiges Verhalten tragen zu Deeskalation bei. Sollte dies einmal nicht gelingen und ein Kampf unvermeidlich sein, sind das Umleiten und Weiterleiten des gegnerischen Angriffs die wichtigsten Techniken. Wichtige Übung hierzu ist das TOISHU (Schiebende Hände). Später kommen weiterführende Techniken wie Schläge, Hebel, Tritte hinzu. Diese Anwendungen der Selbstverteidigung werden im Training mit Pratzen, am Boxsack und auch als Partnerübungen ausgeführt und sind für das Verständnis der Hand- und Waffenformen notwendige Grundlage. Sie werden in Achtsamkeit ausgeführt, sodass alle Teilnehmer unbeschadet bleiben.
Taijiquan kann in jedem Alter praktiziert werden. Es ermöglicht das Auslotens des eigenen körperlichen und mentalen Könnens - die Grenzen bestimmt jeder selbst.
VERANSTALTUNGEN
17.12.2025 - 18 Uhr - 1 MONAT JAPAN - Land der aufgehenden Sonne, Erlebnisbericht mit Nicole
18.10.2025 - 16 Uhr - Kriminalistische Prävention, Schulung mit Henry Ertelt, DOKAN Sportclub
20.09.2024 - 22.09.2024 - Taiji-Wochende, Altes Forsthaus Garzau
JEANETTE SCHÄFER-JASCHIK
ist Schülerin von Meister Mario Pestel und Trainerin der German Neijia Association. Sie hat darüber hinaus bei den Meistern Zhao Fenglin, Chen Zhenglei, Shen Xijing sowie bei Marco Lück und Cornelius Hennings gelernt. Faye Yip, Cheng Manching und Ma Chunxi waren und sind wichtige Wissensquellen. Jeanette trainiert Taijiquan seit 2007 und unterrichtet seit 2015.
WETTKÄMPFE 2015 (GNA-Cup der German Neijia Association):
Gold - Schwertform
Silber - Handform
Silber - Säbelform
WETTKÄMPFE 2014 (GNA-Cup der German Neijia Association):
Gold - 13-Hände-Stab
Silber - Handform
Silber - Schwertform
Silber - Säbelform
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